Willkommen in der Sammlung!
Im Herbst 2020, rund drei Jahre nach Eröffnung des Museums Barberini, übergab Hasso Plattner 103 Werke seines Privatbestandes wie auch seiner Stiftung, der Hasso Plattner Foundation, als Dauerleihgabe an das Museum. Inzwischen umfasst die Sammlung 115 Meisterwerke des Impressionismus und Post-Impressionismus von 23 Künstlerinnen und Künstlern, darunter Claude Monet, Camille Pissarro, Paul Cézanne, Pierre-Auguste Renoir, Berthe Morisot und Alfred Sisley. Um welche Werke die Sammlung seit 2021 erweitert wurde, erfahren Sie hier.
August 2024 – Neues Gemälde von Gustave Caillebotte
Gustave Caillebotte: Boote vor Anker auf der Seine in Argenteuil, 1892
Der begeisterte Wassersportler Caillebotte fuhr Regatten und konstruierte Segler. Häufig malte er Boote wie hier am Ufer seines Wohnorts Petit-Gennevilliers mit Blick auf Argenteuil. Darin löste er sich von seinen perspektivisch angelegten Pariser Stadtlandschaften. Die Bilder der Seine zeigen wie die Werke von Monet und Renoir eine freie Pinselschrift.
Gustave Caillebotte (1848–1894) war einer der wichtigsten Akteure des französischen Impressionismus und gehört dennoch zu jenen Künstlern, die heute noch zu entdecken sind. Bekannt wurde er zuerst als Sammler und Förderer der Impressionisten, während er als Maler erst spät Anerkennung fand. Caillebotte studierte Jura, bevor er sich 1873 an der École des Beaux-Arts in Paris einschrieb. Das Erbe des Vaters ermöglichte Caillebotte nach 1874 ein großbürgerliches Leben, das er seinen Leidenschaften – der Malerei, dem Wassersport und der Botanik – verschrieb. Zudem unterstützte er Malerfreunde wie Monet und Renoir finanziell. Neben Figurenbildnissen und Ansichten von Paris mit teils kühnen Perspektiven malte Caillebotte Regatten an der normannischen Küste und das Freizeitvergnügen auf der Seine. 1881 erwarb er ein Anwesen in Le Petit-Gennevilliers gegenüber von Argenteuil und widmete sich der Gärtnerei. Seine umfassende Kunstsammlung bildete den Grundstock für die impressionistische Sammlung des Musée d’Orsay, wo die Werke bis heute zu sehen sind.
Juni 2024
Claude Monet: Antibes von den Gärten von Salis aus, 1888
Der Blick fällt durch die verschatteten Bäume. Monet malte von den Gärten von La Salis aus die Stadt Antibes auf der anderen Seite der Bucht. Im Winter 1888 entstanden vier Gemälde dieser Ansicht zu verschiedenen Tageszeiten. Hier ging es Monet um das sanfte Licht der Morgendämmerung und die Spiegelungen auf dem Wasser.
Das 1888 entstandene Gemälde Antibes von den Gärten von Salis aus wurde am 15. Mai 2024 – und damit exakt 150 Jahre nach der Finissage der ersten Gemeinschaftsausstellung der Impressionisten – durch die Hasso Plattner Foundation erworben. Das Museum begrüßt mit dem Werk das 40. Gemälde Claude Monets.
Januar 2024
Claude Monet: Die Mühle von Limetz, 1888
Das Gemälde ist ein herausragendes Beispiel für Monets reifen impressionistischen Malstil. Dominiert wird die Komposition von dem dichten Laubwerk der Bäume, das Monet in satten Schattierungen von Blau, Grün und Violett gestaltet hat. Die steinerne Getreidemühle von Limetz scheint im Hintergrund rechts wie an den Rand gedrängt. Die Wahl des ungewöhnlichen Blickwinkels erhöht den Eindruck von Unmittelbarkeit – ein Hauptmerkmal des Impressionismus.
Camille Pissarro: Der Louvre, Morgen, Frühling, 1902
Vereinzelte Akzente in leuchtendem Rot verleihen der morgendlichen Ansicht des Palais du Louvre Frische und Dynamik. Das Gemälde gehört zu einer Gruppe von etwa 60 Paris-Darstellungen, die Pissarro Anfang des 20. Jahrhunderts auf der Île de la Cité anfertigte, dem ältesten Teil der französischen Hauptstadt. Inspiration für die als Werkreihe ausgeführten Gemälde konnte er aus den Serienbildern Claude Monets beziehen.
Dezember 2022
Gustave Caillebotte: Wilder Garten bei Le Petit Gennevilliers, ca. 1882–84
Gustave Caillebotte schuf das Gemälde zwischen 1882 und 1884 in einer Phase, in der er sich vermehrt mit der Landschaftsmalerei auseinandersetzte. Seine Motive fand er im Umfeld seines Landhauses in dem nahe Paris gelegenen Seine-Dorf Le Petit Gennevilliers. Die leuchtende Farbgestaltung und freie Pinselführung des Werkes verweisen auf den Einfluss der Gartenbilder Claude Monets, in deren Kontext Caillebottes in der Sammlung Hasso Plattner zu sehen ist. Das Werk befand sich in der Vergangenheit in verschiedenen Privatsammlungen und ist im Museum Barberini erstmals öffentlich ausgestellt.
Maximilien Luce: Die Seine bei der Pont Saint-Michel, um 1900
Das Gemälde des Postimpressionisten Maximilien Luce entstand um 1900 zeitgleich zu drei weiteren Ansichten der Pont Saint-Michel. In seinen Darstellungen der dynamischen Großstadt knüpfte Luce an die Paris-Bilder älterer Kollegen wie Gustave Caillebotte an. Das Gemälde verbindet die freie Pinselführung der Impressionisten mit der Mosaikstruktur pointillistischer Malerei. Die Stadtlandschaft von Maximilien Luce ist im Paris-Kapitel der Sammlung präsentiert, wo es Pissarros und Caillebottes Boulevards und Häuserdächer um eine pointilistische Darstellung erweitert.
Henri-Edmond Cross: Rio San Trovaso, Venedig, 1903/04
Das Gemälde von Henri-Edmond Cross entstand 1903/04 während eines Venedig-Aufenthalts des Künstlers und geht als viertes Werk des Malers in den Bestand der Sammlung Hasso Plattner ein. Im gleißenden Licht der Mittagssonne ist der venezianische Kanal in einen leuchtenden Dunstschleier gehüllt. Der pastose Auftrag der juwelenartigen Farben ist charakteristisch für Cross’ späte pointillistische Werke. Im frühen 20. Jahrhundert befand sich das Bild in einer deutschen Privatsammlung und wurde 1912 auf der wegweisenden Ausstellung des Kölner Sonderbundes gezeigt.
Pierre Bonnard: Stillleben, 1939
Bei Bonnards Stillleben aus dem Jahr 1939 handelt es sich um das erste Gemälde des Künstlers in der Sammlung Hasso Plattner. Bonnard, der sich selbst einmal als „den Letzten der Impressionisten“ bezeichnete, verband in seinen Gemälden Anleihen aus der Malerei Claude Monets mit der intensiven Farbigkeit der Fauvisten. Die gedrungene Perspektive und der eng gewählte Bildausschnitt lassen das späte Stillleben traumartig verfremdet wirken. Von 1990 bis 2022 war das Gemälde als Dauerleihgabe im New Yorker Museum of Modern Art zu sehen.
Juli 2022
Claude Monet: Der Tümpel im Schnee, 1874/75
Nach seiner Rückkehr aus London, wo Monet während des Deutsch-Französischen Kriegs von 1870/71 Zuflucht gesucht hatte, kehrte der Künstler nicht nach Paris zurück, die Stadt seiner Studienjahre. Wie viele seiner Künstlerfreunde zog er in einen der kleineren an der Seine gelegenen Orte, die von Paris aus gut zu erreichen waren. In der Mittagssonne gehen die Menschen auf dem freien, schneebedeckten Feld in der Nähe von Monets Wohnhaus in Argenteuil spazieren. Monet fing den unbeschwerten Moment und die Lichtfülle ein und setzte komplementäres Gelb gegen Blau, Orange gegen Violett.
Claude Monet: Der kugelförmige Baum in Argenteuil, 1876
Das Gemälde zeigt das untere Ende der Uferpromenade von Argenteuil, vom gegenüberliegenden Ort Le Petit Gennevilliers aus gesehen. Anders als bei seinen hier entstandenen Seineansichten mit Brücken und Segelschiffen konzentrierte sich der Maler in diesem Bild auf Spiegelungen von Häusern und Bäumen auf der Wasserfläche. Die repräsentativen Villen zeugen vom Wohlstand des Pariser Großbürgertums, das hier seine Sommerfrische verlebte. Monet setzte die Landschaft am Fluss wie japanische Holzschnittkünstler, die er verehrte, aus bildparallelen Streifen zusammen.
Claude Monet: Der Apfelbaum, 1879
Mit dieser Momentaufnahme, gemalt in der Nähe des Ortes Vétheuil, lenkt Monet den Blick auf die Pracht eines in voller Blüte stehenden Apfelbaums vor wolkenschwerem Himmel – verheißungsvoll und vergänglich wie die ziehenden Wolken. Obstbäume am Fuß der Hügel von Chantemesle mit der Kirche von Vétheuil im Hintergrund, das Dorf vom gegenüberliegenden Seineufer aus und der erste selbst angelegte Garten beschäftigten den Maler seit seinem Umzug von Argenteuil in das abgelegene Seinedorf im Jahr zuvor.
Claude Monet: Das Parlament, Sonnenuntergang, 1901–03
Monet begann die Serie Houses of Parliament während seiner Aufenthalte in London zwischen 1899 und 1901 und arbeitete sie in seinem Atelier in Giverny weiter aus. Die Türme von Westminster Palace ragen als Silhouetten tiefblau in den von der untergehenden Sonne rotviolett gefärbten Himmel mit dem für London typischen Smog. Wie bei Monets Vorbildern William Turner und James Abbott McNeill Whistler zeigen sie sich vor dramatischem Wolkenhimmel oder verlieren sich im Nebel.
Das Parlament, Sonnenuntergang und Der Apfelbaum waren 1904 und 1906 in Berlin zu sehen. Paul Cassirer stellte sie hier vor, bevor sie in die USA verkauft wurden. Die neu erworbene Schneelandschaft wurde bislang nur einmal ausgestellt, im Paris des Jahres 1879, das Gemälde aus der Serie der Houses of Parliament war zuletzt 1976 öffentlich zugänglich.