Rembrandts Orient
Westöstliche Begegnung in der niederländischen Kunst des 17. Jahrhunderts
Die Ausstellung Rembrandts Orient untersuchte vom 13. März bis 18. Juli 2021 anhand von 110 Arbeiten, darunter Schlüsselwerke von Rembrandt, Ferdinand Bol, Jan van der Heyden, Willem Kalf, Pieter Lastman und Jan Lievens, wie die Maler des niederländischen Goldenen Zeitalters auf Einflüsse des Nahen, Mittleren und Fernen Ostens reagierten.
Rembrandt und seine Zeitgenossen waren fasziniert von den fernen Ländern, deren Waren erstmals im 17. Jahrhundert in großer Zahl in die Niederlande importiert wurden. Die Begeisterung für das Fremde wurde zu einer Mode, die eine neuartige Kunst entstehen ließ: Der Realismus der Malerei verband sich mit Wunschbildern und phantastischen Projektionen. Auch biblische Geschichten wurden mit exotischen Elementen angereichert. Wie uns heute auffällt, wurde die Kehrseite dieser Weltaneignung nicht dargestellt: das Machtgefälle zwischen den Kulturen, das sich auch in Sklaverei, Gewalt, Ausbeutung und Handelskriegen zeigte.
Die Ausstellung thematisierte die damaligen Bilder des Fremden. Die Levante, der östliche Mittelmeerraum, und Asien wurden noch in Rembrandts Zeit Orient genannt. Heute ist der Begriff belastet, weil der Orientalismus des 19. und 20. Jahrhundert seine eurozentrische Haltung durchsetzte. Im Titel der Ausstellung Rembrandts Orient signalisiert der Genitiv, dass es um die damals mit diesem Begriff verbundenen Vorstellungen geht.
Der Orient und das Orientalische waren ein Konstrukt aus Versatzstücken, Stereotypen und Imagination. Das Fremde wurde geschätzt und in den Lebensstil integriert, doch das Interesse galt weniger den anderen Kulturen als dem neuen Motivschatz und dem damit verbundenen Prestige. Die westöstliche Begegnung fand nicht auf Augenhöhe statt. An dieser Einstellung hat sich bis heute in weiten Teilen der westlichen Welt nichts geändert. Die Aktualität dieser Ausstellung lag in der Möglichkeit, diesen bis heute andauernden Eurozentrismus zu hinterfragen.
Zu den mehr als 50 internationalen Leihgebern gehörten u. a. das Rijksmuseum in Amsterdam, die Gemäldegalerie Alte Meister, Staatliche Kunstsammlungen, Dresden, der Prado, Madrid, die National Gallery of Art in Washington, die National Gallery London und das Kunsthistorische Museum Wien.
Eine Ausstellung des Museums Barberini, Potsdam, in Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum Basel, unter der Schirmherrschaft von S. E. Wepke Kingma, Botschafter des Königreichs der Niederlande in Deutschland. Die Schau war für Sommer 2020 in Potsdam geplant, wurde pandemiebedingt auf Frühjahr 2021 verschoben. In Basel war die Ausstellung vom 31. Oktober 2020 bis 14. Februar 2021 zu sehen.
Rückblick
46.000 Besucherinnen und Besucher zählte die Schau trotz der Corona-Pandemie. 18 Ausstellungswochen waren geplant, pandemiebedingt konnte das Museum Barberini dann nur 11 Wochen lang die Schau mit stark eingeschränkten Ticketkontingenten präsentieren. Mit täglich wechselnden Online-Angeboten waren die Werke und ihre Geschichten auch im digitalen Raum zu erleben: 400 Online Touren, Live Lectures und Talks fanden statt mit mehr als 20.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Die Website, die in der Mediathek Expertenvideos u.a. mit Gastkurator Gary Schwartz und den Rembrandt-Forschern Jan de Hond und Erik Spaans, sowie Online-Gespräche zum Eurozentrismus u.a. mit Stephanie Archangel, Rijksmuseum, Tahir Della, Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland, und Kadir Sancı, Universität Potsdam, präsentierte, hatte über 460.000 Zugriffe im Ausstellungszeitraum. Posts mit Bildbesprechungen, Ausstellungsansichten und Videointerviews erzielten auf den sozialen Netzwerken des Museums eine Gesamtreichweite von 6,6 Mio Impressions. ZDF aspekte zeichnete die Kultursendung in der Ausstellung mit einem Auftritt der Sopranistin Fatma Said und einem Beitrag über die Rembrandt-Schau auf.
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