Nikolaikirche / Petersdom
Wie eine Glucke thront die Nikolaikirche über dem Alten Markt. Die riesige Kuppel des 77 Meter hohen Gebäudes überragt weithin sichtbar die Umgebung. Den quadratischen Unterbau scheint sie fast zu erdrücken. Diese Kuppel ist eine der eindrucksvollsten Silhouetten Potsdams. Ganz offensichtlich stand die größte Kirche der Welt, der Petersdom in Rom, für den Entwurf Pate. Auch damit weht ein Hauch der Ewigen Stadt durch die brandenburgische Residenz und Garnison.
Schinkels Entwurf
Ursprünglich stand an dieser Stelle die alte Stadtpfarrkirche von 1753. Sie besaß eine eindrucksvolle Südfassade nach dem Vorbild der Kirche Santa Maria Maggiore in Rom. Friedrich II. hatte diese Front im Zuge der italienischen Platzgestaltung vor die Kirche setzen lassen. 1795 fiel das Gotteshaus einem Stadtbrand zum Opfer.
30 Jahre später, 1826, entwarf Karl Friedrich Schinkel die neue Kirche im klassizistischen Stil. Friedrich Wilhelm III., den königlichen Auftraggeber, erschreckten jedoch die Kosten. Zudem schien die Konstruktion einer Kuppel wegen des morastigen Baugrundes sehr gewagt. Die Gewölbebögen hatten schon kurz nach der Fertigstellung erste Risse gezeigt. Deshalb erhielt die würfelförmige Kirche zunächst ein flaches Satteldach. Schinkel hatte den Bau jedoch für eine spätere Ergänzung mit einer Kuppel vorbereitet.
Die feierliche Eröffnung 1837 war eine Blamage. Schinkel hatte keine Einladung erhalten und blieb der Einweihungsfeier fern. Dem König missfiel die Akustik. Predigt und Chorgesang kamen nur undeutlich bei den Hörern an. Friedrich Wilhelm III. verließ daraufhin das Gotteshaus mit dem empörten Ausruf, dass dies in jeder gewöhnlichen Dorfkirche besser sei.
Vollendung, Zerstörung und Wiederaufbau
Erst mit seinem Nachfolger Friedrich Wilhelm IV. erhielt die Kirche die monumentale Kuppel. Die beiden Schinkel-Schüler, Ludwig Persius und Friedrich August Stüler vollendeten das Projekt nach Schinkels Tod. Mit ihr sollte Potsdams Skyline eine italienische Prägung erhalten.
Die Außenkuppel wurde zur ingenieurtechnischen Meisterleistung: Erstmals kam eine gusseiserne Rippenkonstruktion in Preußen zur Anwendung. Für die Innenkuppel verwendete Persius – um das Gewicht zu reduzieren – hohle Tongefäße.
Einhundert Jahre später, beim Bombenangriff auf Potsdam am 14. April 1945, blieb die Kuppel zunächst unversehrt. Erst Artilleriebeschuss in den letzten Apriltagen fügte dem Bau so schwere Schäden zu, dass die Kuppel einstürzte und der Eingangsportikus zerbrach. Mit dem Wiederaufbau in den 1950er Jahren erhielt die Nikolaikirche eine neue Kuppel, diesmal aus Stahl. Vom Kolonnaden-Umgang unterhalb der Kuppel genießt man in 42 Metern Höhe den Blick auf die Potsdamer Innenstadt.
Die Nikolaikirche ist eine der Stationen der Audiotour Italien in Potsdam, die anlässlich der Ausstellung Wege des Barock (13.7.–6.10.2019) als Standrundgang für die Barberini App entwickelt wurde. Die von TV-Moderator Günther Jauch gesprochene Tour lädt dazu ein, rund um das Museum Barberini 30 Gebäude und Kunstwerke zu entdecken, die im 18. und 19. Jahrhundert nach italienischen Vorbildern entstanden sind. Laden Sie die Barberini App herunter und lassen Sie sich auf der Stadttour Italien in Potsdam von den zahlreichen italienischen Facetten dieser Stadt überraschen.