Französische Literatur und Sprache / Die Bibliothek von Sanssouci
Seit der Sonnenkönig Ludwig XIV. den französischen Hof im 17. Jahrhundert zur höchsten Blüte von Kultur und Prachtentfaltung geführt hatte, etablierte sich Französisch als Sprache der europäischen Höfe und des Adels. Diese Entwicklung führte dazu, dass die jungen Prinzessinnen und Prinzen Europas vielfach von französischen Gouvernanten und Lehrern erzogen wurden. Das galt auch für den Kronprinzen Friedrich.
Friedrichs Begeisterung für Frankreich
Friedrich verdankte seine lebenslange Begeisterung für die Sprache und Kultur des Nachbarlandes seinen französischen Erziehern. Bis zu seiner Konfirmation im Jahr 1727 wirkte der Hugenotte Jacques Duhan als Erzieher des Kronprinzen. Viele spätere Briefe von Friedrich II. belegen, wie sehr er seinem Lehrer auch als Erwachsener noch verbunden war.
Zeitlebens sprach und las Friedrich Französisch besser und lieber als Deutsch. Daher ließ er auch seine Bibliotheken nur mit französischsprachigen Büchern ausstatten. Werke anderssprachiger Autoren ließ er ins Französische übersetzen. Allein in Potsdam richtete er drei Bibliotheken ein, eine im Stadtschloss, eine im Schloss Sanssouci und eine im Neuen Palais. Der Bestand war jeweils fast identisch, damit der König überall die gleichen Bücher vorfand.
Friedrich II. legte großen Wert auf eine ganz bestimmte Ausstattung und Ordnung seiner Bücher. Die Bände sind überwiegend in rotes oder braunes Ziegenleder gebunden und tragen zur Kennzeichnung ihres Standortes einen goldenen Buchstabenaufdruck.
2100 Bücher in Sanssouci
Die Bibliothek von Sanssouci nimmt einen besonderen Platz ein. Der Zugang zu diesem runden Raum am Ende des östlichen Flügels ist nur vom Arbeits- und Schlafzimmer des Königs aus möglich. Er wollte das Zimmer ganz für sich haben. Bücherschränke mit Glastüren sind in die kostbare Zedernholztäfelung eingelassen. Diese Bibliothek bestand aus knapp 2100 Bänden vorwiegend antiker griechischer und römischer Autoren sowie französischer Literatur.
Die Präsenz der französischen Sprache in Potsdam zeigt sich am augenfälligsten im Namen des Sommerschlosses Sanssouci. Er steht als sichtbarer Schriftzug an der Gartenseite des Gebäudes. Jedem Bürger der Stadt ist dieser Begriff bis heute geläufig. Dass er übersetzt Ohne Sorge bedeutet, ist bestimmt nicht jedem bekannt. Und warum zwischen Sans und Souci ein Komma steht, bleibt bis heute ein ungelöstes Rätsel.
Etage, Promenade, Omelett oder Kostüm – viele französische Begriffe haben Eingang in die deutsche Sprache gefunden. Wichtige Bereiche, aus denen diese Begriffe kommen, sind zum Beispiel Militär, Architektur, Fortbewegung und Speisen sowie Kleidung. Hier zeigt sich, welche Berufe, Berufsgruppen oder Produkte in den letzten Jahrhunderten aus Frankreich nach Deutschland gekommen sind.
Die Bibliothek von Sanssouci ist eine der Stationen der Audiotour Frankreich in Potsdam, die anlässlich des Einzugs der französischen Impressionisten in das Museum Barberini für die Barberini App entwickelt wurde. Die Audiotour lädt dazu ein, rund 25 Stationen mit französischen Einflüssen zu entdecken, die Potsdam über Jahrhunderte mit geprägt haben. Laden Sie einfach die kostenfreie Barberini App herunter und lassen Sie sich von den vielen Frankreich-Bezügen der Stadt überraschen.